Arbeitsrechtsschutz: So setzen Sie Ihre Rechte als Arbeitnehmer durch!

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Arbeitgeber und Arbeitnehmer — manchmal kriselt’s

Nichts ist ärgerlicher als Streit mit dem Arbeitgeber. Sei es eine unberechtigte Kündigung, ausbleibende Gehaltsanteile oder die Verweigerung von Urlaubstagen.

Dumm, wenn man als Arbeitnehmer in so einer Situation den Kürzeren zieht. Hier kann eine spezielle Versicherung unter die Arme greifen — der Arbeitsrechtsschutz.

Berufsrechtsschutz: Das große Rechtssicherheits-Paket

Arbeitsrechtsschutz und Berufsrechtsschutz werden oft gleichgesetzt, haben aber leicht unterschiedliche Bedeutungen:

Arbeitsrechtsschutz: Hier geht es ausschließlich um eine Versicherung, die Arbeitnehmer in rechtlichen Angelegenheiten zwischen ihnen und ihrem Arbeitgeber unterstützt.

Berufsrechtsschutz: Eine übergeordnete Versicherung, die nicht nur Schutz für Arbeitnehmer, sondern auch für weitere Berufsgruppen wie Beamte, medizinisches Personal, Soldaten und Juristen bietet.

Manche Versicherer verwenden die Begriffe synonym. Achte daher nicht auf die Bezeichnung, sondern auf den Leistungsumfang.

Welche Fälle sind durch den Arbeitsrechtsschutz abgedeckt?

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Eine Arbeitsrechtsschutzversicherung unterstützt dich finanziell in diesen Fällen:

Unberechtigte Abmahnung oder Versetzung durch den Arbeitgeber: Egal ob eine ungerechtfertigte Abmahnung ausgesprochen oder eine nachteilige Versetzung angeordnet wurde — die Versicherung übernimmt die anfallenden Rechtskosten.

Ausbleibende Lohn-, Urlaubs- oder Weihnachtsgeldzahlungen: Zahlt dein Arbeitgeber vereinbarte Lohnbestandteile, Urlaubs- oder Weihnachtsgeld nicht aus, greift der Arbeitsrechtsschutz.

Auseinandersetzungen bezüglich Mutterschutz, Jugendschutz: Auch bei Streitigkeiten über die Einhaltung von Mutterschutz, Jugendschutz oder anderen gesetzlichen Schutzvorschriften sind die Kosten abgesichert.

Nicht gezahltes Gehalt oder ausstehender Urlaubstage: Wenn dein Chef vereinbartes Gehalt, Urlaubsgeld oder andere Zahlungen nicht leistet, kümmert sich die Versicherung darum.

 Ärger mit dem Arbeitszeugnis oder anderen Dokumenten: Bei Streit um dein Arbeitszeugnis oder andere wichtige Papiere übernimmt die Versicherung die Kosten für die rechtliche Klärung.

Kündigungen aufgrund fehlerhafter oder ausgebliebener Arbeitszeugnisse Streitigkeiten um betriebliche Altersvorsorge und Betriebsrenten

Im Klartext: Der Arbeitsrechtsschutz hilft bei fast allen denkbaren arbeitsrechtlichen Konflikten zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer.

Der Versicherer übernimmt die kompletten Kosten für Anwälte, Gerichte, Gutachter, Schlichtungsverfahren und unter Umständen sogar die Kosten des Arbeitgebers.

Die Leistungen haben aber auch Grenzen

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In manchen Situationen musst du die anfallenden Kosten selbst tragen, da der Arbeitsrechtsschutz hier keine Leistungen übernimmt:

Für eine allgemeine rechtliche Erstberatung ohne konkreten Rechtsfall wird in der Regel nicht gezahlt. Die Versicherung greift erst, wenn ein Streitfall bereits vorliegt. Einige Anbieter stellen jedoch eine kostenlose Erstberatung per Telefon-Hotline zur Verfügung, um grundsätzliche Fragen zu klären.

Häufig lehnen Versicherer es ab zu zahlen, wenn der Arbeitgeber lediglich mit einer Kündigung droht, sie aber noch nicht offiziell ausgesprochen hat.

Ausnahme: Du kannst glaubhaft darlegen, dass die angedrohte Kündigung rechtlich nicht zulässig wäre. Dann muss die Versicherung die Kosten übernehmen.

Rund um Aufhebungsverträge verhalten sich Versicherer oft zögerlich bei der Kostenübernahme für anwaltliche Beratung. Es sei denn, der Arbeitgeber hat konkret mit Kündigung gedroht, falls du den Vertrag nicht unterschreibst. Dann sind die Kosten gedeckt.

Streitigkeiten aus dem kollektiven Arbeitsrecht wie Betriebsvereinbarungen, Mitbestimmungsrecht etc. sind in aller Regel vom Arbeitsrechtsschutz ausgeschlossen.

Hast du selbst durch ein strafbares Verhalten wie Diebstahl, Körperverletzung etc. die Kündigung verschuldet, besteht kein Versicherungsschutz. Die Kosten musst du dann selbst tragen.

Bei sehr zweifelhaften Erfolgsaussichten können Versicherer die Kostenübernahme für ein Gerichtsverfahren verweigern. Sie müssen dies aber rechtlich einwandfrei begründen.

Der Arbeitsrechtsschutz hat also klare Grenzen und deckt nicht jede nur denkbare Situation ab. Die häufigsten arbeitsrechtlichen Auseinandersetzungen sollten aber durch ihn abgesichert sein.

So kalkulierst du die möglichen Kosten

Die Kosten für einen Rechtsstreit hängen immer vom sogenannten Streitwert ab.

Ein Streitwert ist ein fiktiver Wert, der die Bedeutung und das wirtschaftliche Interesse eines Rechtsstreits widerspiegelt. Er dient dazu, die Gerichts- und Anwaltskosten für das Verfahren zu berechnen.

Beispiele für die Bestimmung des Streitwerts:

Bei Forderungen nach Geldzahlungen (z.B. ausstehendem Gehalt): Streitwert ist die geforderte Summe

Bei einer Kündigungsschutzklage: Oft werden drei Bruttomonatsgehälter als Streitwert angesetzt

Bei Forderung nach Erteilung eines Arbeitszeugnisses: Pauschale von meist 3.000–6.000 Euro

Beispiel: Du verdienst 3.000 Euro brutto, der Streitwert liegt also bei 9.000 Euro. Dann könnte es so aussehen:

Du gewinnst: Nur ca. 1.700 Euro Anwaltskosten

Vergleich: Rund 2.300 Euro Anwalts- und Gerichtskosten

Niederlage: Anwaltkosten von ca. 1700 und Gerichtsgebühren von ca. 500 Euro. ca.2200 insgesamt

Mit Arbeitsrechtsschutz lässt sich dieses finanzielle Risiko auf eine überschaubare Selbstbeteiligung reduzieren.

Worauf du beim Vertragsabschluss achten solltest

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Damit du im Ernstfall wirklich gut abgesichert bist, achte beim Abschluss der Arbeitsrechtsschutzpolice besonders auf folgende Punkte:

Versicherungssumme: Die Summe sollte möglichst hoch angesetzt sein, mindestens aber bei 5 Millionen Euro liegen. Je höher die Versicherungssumme, desto mehr Kosten sind im Rechtsfall abgedeckt. Manche Anbieter verzichten sogar ganz auf eine Begrenzung.

Erstberatung per Telefon: Sinnvoll ist eine kostenlose erste Rechtsberatung per Telefon-Hotline, die unbegrenzt in Anspruch genommen werden kann. So lässt sich vorab klären, ob überhaupt ein Rechtsschutzfall vorliegt.

Selbstbeteiligung: Einer Selbstbeteiligung von maximal 250 Euro pro Fall solltest du zustimmen, mehr nicht. Günstig sind Verträge, die die Selbstbeteiligung bei einem Vergleich entfallen lassen.

Schadenfreiheitsrabatt: Viele Versicherer gewähren einen Nachlass auf den Beitrag, wenn lange keine Schäden gemeldet wurden. Wichtig ist, dass dieser Rabatt bei einem Schadensfall nicht zu schnell wieder verfällt.

Wartezeit: Üblich sind 3 Monate Wartezeit ab Vertragsbeginn bis zum Versicherungsschutz. Diese Klausel solltest du kennen und einplanen.

Kündigungsregelunge: Manche Anbieter können nach mehreren Schäden binnen eines Jahres kündigen. Frage nach den genauen Kündigungsfristen und – bedingungen.

Insgesamt solltest du auf möglichst kundenfreundliche Vertragskonditionen achten, die dir im Ernstfall eine optimale Absicherung bieten. Vergleiche hierzu am besten die Angebote verschiedener Arbeitsrechtsschutz-Versicherer.

Welche Verbraucher profitieren vom Arbeitsrechtsschutz?

Eine Arbeitsrechtsschutzversicherung ist selbstverständlich keine Pflicht. Sie kann sich aber für folgende Verbraucher lohnen:

Arbeitnehmer in der Probezeit oder mit befristeten Verträgen Arbeitnehmer in Branchen mit häufigen Kündigungen

Ausländische Arbeitskräfte mit Sprachbarrieren

Arbeitnehmer in Großkonzernen mit internen Job-Wechseln Arbeitnehmer über 50 Jahren mit Kündigungsrisiko

Wer sich in einer solchen Situation wiederfindet, sollte über den Abschluss eines Arbeitsrechtsschutzes nachdenken. Er minimiert das finanzielle Risiko auf überschaubare Kosten.

Steuertipps zum Arbeitsrechtsschutz

Die Beiträge für die Arbeitsrechtsschutzversicherung lassen sich in der Steuererklärung als Werbungskosten geltend machen. Dazu musst du sie in der Anlage N eintragen.

Der Versicherer muss dir dafür eine Aufschlüsselung der Prämie geben, die du dann bei den Werbungskosten angibst. Alle Einzelheiten dazu findest du im Artikel zu den steuerlichen Aspekten der Rechtsschutzversicherung.

Fazit: Mit Arbeitsrechtsschutz auf der sicheren Seite

Mit einem Arbeitsrechtsschutz fährst du bei Job-Stress die sichere Schiene. Er ermöglicht dir, deine Rechte mit überschaubaren Kosten durchzusetzen, ohne durch Verfahrenskosten in den Ruin getrieben zu werden.

Prüfe sorgfältig, ob eine solche Police für dich sinnvoll ist. Mit den richtigen Vertragsbedingungen sparst du im Ernstfall viel Geld — und eine Menge Nerven.